1921 – Uptown & The View

Uptown

Der Morgen dämmerte, und wer hat es noch nicht bemerkt, schließlich hätte ich mich schon in den letzten beiden Tagen darüber ausgelassen, rund um dieses Hotel wird nicht gebaut. Keine Straße aufgerissen, keine Stahlträger mit dem Hammer maträtiert, noch nicht einmal ein Loch mit einer Hilti in die Wand geschlagen. Nichts, einfach nur Stadtlärm, und der so dezent, das man sich wirklich anfing zu fragen, ob New York wirklich so pulsiert wie es immer beschrieben wurde, denn es war eigentlich viel zu ruhig dafür.
Als wir das Hotel verließen, belehrte uns der arbeitende New Yorker eines besseren. In Anzügen gedrängt, schoben sie ihren Körper ruhe- und rastlos, in wabernden Wolken, sich gegenseitig überholend, bedrängend, ja schon fast angreifend und doch distanziert durch das morgendliche graue
Straßengeflecht. Ich war gereizt, das Frühstück war nicht das was ich bestellt hatte, das Wetter verhieß nichts gutes und eigentlich hatte Anton Recht, wir waren für New York zu spät dran. Denn der New Yorker fängt den frühen Wurm. Nicht den relaxten faulen Miami-Styl-Wurm, der erst seine
Sonnenbrille zurechtrückt bevor er sich vom Vogel verspeisen läßt, nein, jung, fresh und hipp muß er sein. Also beschlossen wir unser Zimmer zu wechseln, denn ein Wechsl ist so etwas wie ein Neuanfang, und New York ist für so etwas der richtige Ort…
Wir stiegen auf, vom sechsten in den 19 Stock und bezogen das Zimmer 1921. Das Jahr in dem Peter Ustinov geboren wurde, der bereits 1958 hier am Broadway gastierte und bestimmt damals schon wußte was es hieß einen Gang hoch zuschalten.
Da wir gestern uns mit Downtown beschäftigt hatten, war heute das Ziel Uptown, und ja, mein neues Hobby sind Bus-Touren, und damit läuteten wir unsere Tages-Tour auch ein. Dieses Mal jedoch würzten wir unsere Tour rund um den Central Park mit etwas Kultur, wie besuchten das American Museum of National History. Hier wurde der Film, eine Nacht im Museum mit Ben Stiller
abgedreht, also mehr Kultur geht ja nun wirklich nicht 😉
Scherz beiseite, das Ding ist richtig groß und hat von der Frühgeschichte der Bisons bis hin zur Lebensweise der Amerikanischen Ureinwohner einiges zu erzählen. Nur die Cowboys haben wir nicht gefunden, aber wahrscheinlich muß man auch erst ausgestorben sein, um hier ausgestellt zu werden.
Da es weiter regnete, führten wir unsere Bus-Tour im Plexiglas-geschützten Vorderteil des Busses durch. Eigentlich etwas für Warmduscher, aber der Wind hatte einfach etwas gegen uns verweichlichte Europäer und so genossen wir die tröpfelnde Stimmung im kuscheligen Glas-Gewölbe.
Oh, das Guggenheim-Museum ist etwas, das man gesehen haben muß, und sei es nur so wie wir, von außen. Es ist wirklich ein spannend anzuschauender Bau, auch wenn es schüttet wie aus Eimern.

The View

Wir haben uns als Belohnung für diese Strapazen ein Abendessen in The View, genauer im Marriott Marquis mit wunderbarem Blick auf den Times Square und die City, spendiert, natürlich zum Spot-(Doppeldeutigkeit nicht verpassen)-Preis von 37,95$ am Buffet. Gut, aber nicht überwältigend, was uns aber schon vorher aufgrund der zuvor gelesenen Kritiken bewusst war.
Zum Abschluss des heutigen Abend, haben wir die Standup-Comedy-Show neben dem Broadway besucht. Unseren ersten Lacher kassierte die Bardame mit einem kalten Lächeln, denn die Getränke die hier serviert wurden, trugen vielleicht die Namen berühmt berüchtigter Long-Drinks, waren aber eher vom Geschmack kriminell als Long (lang) zu genießen. Jeder Comedian erlaubte uns für vielleicht 10 Minuten den Einblick in seine Welt, bevor er an den nächsten abgab und ja sie hatten einiges zu erzählen. Leider mußte ich bei zweien komplett aussteigen, nein, nicht weil der Genus der dargebotenen geistigen Getränke mich dazu bewegt hätte. Nein, ich habe einfach rein gar nichts von dem
verstanden, was sie erzählt haben. Null, niente, offline, out of work,…
Ansonsten sehr sexistisch, rassistisch und auch ein ganz klein wenig politisch. Hat trotzdem gefallen.
Jetzt liegen wir in unserem Zimmer und stellen fest, ja, es ist lauter und man hat das Gefühl die Stadt um einen herum lebt. Und ist gut, denn morgen werden wir früher dabei sein, hoffe ich zumindest.

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