Tag 3 – DB und Cape Canaveral

Mein Tag begann mit einer schrecklichen, aber nicht unerwarteten Nachricht: der Shuttle-Start wurde verschoben, und nicht nur um einen Tag, nein sogar gleich um zwei Tage. Aber hierzu nachher mehr.
Meine Freude mit der Deutschen Bank hält weiter an, heute stand das Projekt ‚Faxen ohne Grenzen‘ auf dem Speiseplan und es sollte ein Schnellgericht werden: Deckel auf, heiss Wasser drauf. Naja, das war zumindest der Plan…
An der Rezeption wurde mir gesten Abend noch versichert, das Faxe versenden überhaupt kein Problem sei, das sah die Tagschicht irgendwie ganz anders, wartete jedoch dafür gleich mit einem Ersatzplan auf. Hey, wir sind hier in Amerika und hier ist alles Möglich. Hier gibt es nicht nur 24 Stunden und 7 Tage die Woche Luft zum atmen, nein, hier haben die Leute so viel Spass an Ihrer Arbeit das sie sogar zwei oder mehr Jobs haben. Naja, bis auf die Leute bei FedEx. Die berichten auf Ihrer Firmen-Web-Seite das sie jeden Tag für die Menschheit da sind. Naja vielleicht nicht für alle oder zumindest nicht für die Leute in Orlando, hm, und damit auch nicht für mich. Jetzt bin ich, als leicht Fußkranker, die zwei Blocks zum ersten ‚Office-Store‘ gekrochen um dann festzustellen, das die Leute hier doch noch ein verdientes Wochenende haben. Mist, warum eigentlich? Hat nicht jeder das verbriefte Recht auf einen stressigen, ungeliebten und viel zu lange dauernden Arbeitstag? Ich dachte gerade hier sei der Kapitalismus so ausgeprägt, das selbst die Kirche in Firmen investiert die Anti-Baby-Pillen und Streubomben herstellen, oder war das nur bei uns? Naja, in der netten Baptisten-Kirche von neben an, wusste man Rat, nur 4 Blocks weiter sein ein FedEx-Laden der wirklich aufhaben sollte. Naja, hätte er wohl auch, wenn er nicht vor einem halben Jahr zugemacht hätte 😉
Aber dank zweier iPhone-Jungs, habe ich erwähnt das ich dies hier auf einem iPat schreibe, bekam ich die Adresse der Bereichszentrale, die ganz bestimmt auf hat. Okay, 15 Meilen und zwei Shops später habe ich dann wirklich einen offenen Store gefunden und konnte mein Fax schreiben bzw. es sogar auch versenden. Achtung, nur in Europa genügt es die Länder-Vorwahl zu benutzen, wenn man mit einem anderen anderen Land kommunizieren möchte, hier muss man noch eine 011 davor setzen. Was man nicht alles von der neuen Welt lernen kann…
Aber egal, ich habe es geschafft, ich habe triumphiert, ich habe die Deutsche Bank in ihre Schranken verwiesen, ich habe…na schauen wir mal wie das wohl weitergeht.

Da es schon wieder drei Uhr Mittags war, entschloss ich mich den Wagen voll zu tanken und nach Cape Canaveral hinaus zu fahren. Um es Benzin-Dieben schwer zu machen, muss man hier nicht seine Kreditkarten-Pin, sondern seine Postleitzahl beim Tanken in die Zapfsäule eingeben. Tolle Sicherung, die Deutsche PLZ ist hier vollkommen unbekannt, mit einer örtlichen Funktioniert das aber ganz prima. Erinnert mich irgendwie an AT&T, die haben auch nur eine Amerikanische Adresse bei der Kreditkarten-Eingabe akzeptiert, naja, jetzt lebe ich halt im Apple-Store 😉

Und Cape Canaveral? Da ich ein wenig spät dort ankam, waren die Touren schon alle durch, daher beschloss ich schon mal mein nächstes Quartier auszusuchen. Ich glaub, ich habe ein Motel-Karma. Wenn es mal ein Hotel irgendwo gab in das ich einchecken wollte, dann war es entweder zwischenzeitlich abgebrannt oder in eine Kirche umfunktioniert worden. Mein Dank gilt hier ganz besonders der Christlich Orthodoxen Kopten Kirche, deren Retreat-Hotel ich besichtigen und deren Bischof ich kenne lernen durfte. Sehr abgefahren die alten, äh, neuen Ägypter.

Ich habe dann auch eines gefunden, also ein Motel wie man es aus den Filmen kennt, also herunter gekommen und überteuert. Die wollen aktuell nur 299 + Steuern haben, also pro Nacht, was dann 221,90 $ machte. Boar, da ist ja New York ein Schnäppchen dagegen!
Gut, der Preis gilt nur an den Tagen vor, während und nach einem Shuttle-Start, aber mit der kleinen Einschränkung, das wenn der Start verschoben wird, es kein Geld zurück gibt. Wie haben sich da nur die Leute, die bereits gebucht und damit auch bereits bezahlt haben, über die Verschiebung um zwei Tage gefreut.
Also ich lasse mir das wohl nochmal durch den Kopf gehen. So ein Start wurde ja auch schon des öfteren 3 Sekunden vor der Sekunde 0, also der Zündung der Triebwerke, gestoppt und damit komplett für den Tag abgesagt, weil ein (1) Sensor ausgefallen war. Vielleicht ist das Spiel-Kasino hier doch die bessere Alternative…

Auf meiner Motel-Suche, bin ich auf einmal auf eine einsame Strasse gelangt, die irgendwie nicht im Routen-Planer verzeichnet war und ehrlich, 10 Meilen später, war ich dem Start-Komplex so nah, wie nie ein Mensch, äh, naja wie nie zuvor am heutigen Tag 😉
Wo ich zuvor schon an diversen beeindruckenden Schranken zurück gescheucht wurde, stand das Ding auf einmal fast direkt vor mir. Unglaublich beeindruckend, leider jedoch schon so dunkel, das ich nur den Anblick und die Stechmücken bewundern konnte. Beweis-Fotos leider nicht möglich, habe ich aber alles im Kopf gespeichert.

Tja, und wer dauernd solche Ausflüge macht, darf sich nicht wundern, wenn er von Halloween nichts mitbekommt. Okay, mit dem Fuß hätte es eh keinen Sinn gemacht in die Menschenmassen einzutauchen, außer vielleicht in der Verkleidung eines Leprakranken oder als einen im zweiten Weltkrieg verwundeten Deutschen Lanzer. Aber ganz konnte auch ich mich nicht der Party entziehen, also rein visuell zumindest.
Was hier alles an Engelchen, Teufelchen und Hexen aufgeboten wurde, also an meinem Apartment vorbei liefen, sprengte doch zumeist die Grenzen des guten Geschmackes, zumindest meines. Die obligatorischen Cheerleader-Figuren, waren das in der Anfangszeit nicht mal alles Männer, hatten eher Seltenheits-Charakter, hier zählte mehr die Masse. Ah, okay, ist/war ja auch Halloween.

Erst mal hoffe ich jetzt, das der Start nicht noch weiter verschoben wird, beziehungsweise sich mein Fuß wieder etwas beruhigt und ich morgen fit für das Epcot-Center bin, sonst muss ich mir noch einen Behinderten-Ausweis beantragen, und dazu habe ich nun wirklich keine Lust.

Also gute Nacht und bis morgen.

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