Day 4 – Sarasota

Sonntag Morgen, das Bett will mich nicht loslassen, aber mein Magen diskutiert schon wieder. Hm, keine Kirche-Glocken, und das in einem so christlichen Land? Also gut, ich schwinge meine Beine aus dem Bett, tapse in Richtung Uhr und erhasche einen Blick auf einen wolkenverhangenen Himmel. Kein gutes Zeichen, sollte heute die Regenwahrscheinlichkeit nicht bei unter 50% liegen? Naja, Wetterfrösche eben. Also rein ins Bad und versuchen eine molekulare Verbindung zwischen Wasser und Haut herzustellen. Klappt schon ganz gut, aber am Ende muss ich den Versuch doch wieder mit einem Handtuch beenden.

White Wolf

Da war noch was, ach ja, das Frühstück. Der Concierge empfiehlt mir zum Sonntäglichen Brunch doch mal im White Wolf vorbei zu schauen. Dem Namen nach muss das ja etwas nettes sein, darum Klamotten an, das Harley Herz zum schlagen bringen und die drei Meilen die North Orange Avenue entlang tuckern. Der Schlange vor dem Eingang nach zu urteilen ist das hier eine Goldader. Ich erwische noch den letzten freien Platz auf der Außenterrasse und werde von nun an von meiner Host Mary mit Eistee (ungesüßt), süßen Kartoffeln, Böhnchen, Eiern und Speck verwöhnt. Absolut empfehlenswert!

Abschied

Satt und zufrieden ist es der richtige Zeitpunkt für den Tagesplan. Da ich mich heute mit Oliver, einem alten Schulkameraden, treffen will, muss ich mich entscheiden den Trip mit der Harley oder dem Auto zu machen. Ein Blick in die Wettervorhersagen (80% der Wetterleute setzen ihr Geld auf Regen) bestätigen meine Zweifel an einer trockenen Tour, also heißt es Abschied nehmen. Das finde ich jetzt gar nicht gut. 

Hat sich mein zweirädriges Gefährt doch als Beförderungsmittel, Kommunikationsplattform, Packesel und Massage-Stuhl mit eigener Persönlichkeit entwickelt. Es kommt Wehmut auf, als ich auf das Harley-Gelände einschwenke. Der Papierkram dauert mal wieder länger als alles andere, aber schließlich gebe ich den Schlüssel ab, mache noch ein letztes Bild und rolle in meinem SUV vom Gelände. Wir sehen uns wieder…

Sarasota

Eine Träne wegwischend aktiviere ich Uschi, steuere die Interstate an und überlasse es dem Tempomat mich ordnungsgemäß durch den Verkehr zu beschleunigen. In 2 1/2 Stunden solle ich bei Olli angekommen und bin schon gespannt wie er sich verändern haben könnte. Also, ich habe mich ja in den letzten 25 Jahren eigentlich gar nicht verändert. Hm, bis auf das Ding mit dem Bach. Aber an dieser Stelle legt nun ja jeder reife und vorausschauende Mann seine überzähligen Muskeln- und Samenstränge ab. Also hoffe ich mal das hier Olli keine Ausnahme macht und nicht zu den bemitleidenswerten Dauerjoggern und Salat-Gemüse-Fetischisten gehört.

143 Meilen und der interessanteste Klimatronik-Nachrüstsatz meines Lebens später (siehe Bild), stelle ich meinen Wagen vor einer weißen Garage ab. Die Tür wird geöffnet und jep an die Augen kann ich mich noch gut erinnern! Und welche Beruhigung, auch er scheint gutes Essen zu mögen, aber definitiv nicht in den Dimensionen wie es andere Ortsansässige zur Schau stellen. Man sieht einfach das es ihm gut geht. Wir bringen uns beide auf den neuesten Stand der jeweiligen Historien und er ködert mich mit der Frage ob ich Austern mag in die nächste Bar.

Wow, jetzt verstehe warum sich Austern einen so großen Muschelpanzer als Eigenheim ausgesucht haben. Sie wollen sich vor den fresswütigen Menschenmeuten einfach nur schützen. Und die hier haben einen besonders dicken Panzer. Ich mag gute Austern, aber die hier sind mehr als nur gut und haben eine ‚Fleichmasse‘ wie wir sie in Deutschland einfach nicht bekommen. Dazu eine BBQ-Meerrettich-Soße, für mich ein Experiment, und ich war glücklich. So einfach kann das gehen 😉

Bevor wir zum abschließenden Event aufbrechen, lernen wir noch Scott Wolfgang, einen Amerikaner mit Deutschen Wurzeln, und seinen Deutschkenntnissen kennen. Ein witziger und relaxter Koch, dessen Alkohol-Level wir auch nicht mit einem Auster-Shot aufholen konnten. Was letzteres ist? Ich habe da mal was vorbereitet, also als Bild:

Drum-Circle

Olli hatte schon in seinen E-Mails etwas von einem Drum-Circle erwähnt, wir werfen uns daher ins Auto und düsen zum nahe gelegenen Strand. Super nice, ein ganz feiner Sand-Strand mit klarem und warmen Wasser. Und wenn ich sage warm, dann meine ich so richtig warm. Nein, Pipi-warm würde ich niemals sagen, kommt aber voll in die Richtung, einfach nur geil. Leider haben wir den Sonnenuntergang verpasst, dafür können wir aber jetzt den Kreis aus trommelnden, tanzenden und Hula-hoop-Reisen schwingenden Menschen genießen. Vergesst die Chillout-CDs,  der Rhythmus der sich hier durch und mit den vielen Trommlern entwickelt, strahlt eine Ruhe und doch auch eine abwechslungsreiche Kraft aus, der man mit einem Six-Pack wohl ewiglich fröhnen könnte. 

Sekundenschlaf

Da Olli morgen arbeiten und ich wieder nach Orlando zurück fahren muss, beschließen wir noch kurz bei Captain Curt’s vorbei zu schauen und dem dortigen Koch die Ehre zu erweisen. Leckere Baket Beans & Shrimps wechseln den Besitzer und Olli verabschiedet mich gegen 00:00 mit einem Dutzend Litschis bzw. einer Mango aus dem eigenen Garten. Diese Leckerlichkeiten, ein Pott mit Kaffee, zwei Pausen und der Materia-Titel Sekundenschlaf bewahrten mich vor letzterem. Als ich endlich im Hotel-Bettchen liege, bin ich fertig, aber auch happy über einen so ereignisreichen Tag.

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